Tina probiert's aus: Yogalates - das Beste aus Yoga und Pilates


Yogalates ist die Fusion von Yoga und Pilates und soll das Beste aus beiden Richtungen vereinen. Aber ist mehr auch wirklich mehr?


Spine Twist - Quelle: fin.de
fin.de

Der Spine Twist: So angenehm für die Wirbelsäule


Besonders originell erscheint mit der neue Fitnesstrend Yogalates nicht: Yoga und Pilates - irgendwie miteinander kombiniert und in eine Stunde gepackt: Powerhouse aktivieren, Sonnengrüße, herabschauender Hund oder sogar alles auf einmal? Und die Atmung? Yogilike durch die Nase oder wie beim Pilates mit einem gehauchten Haaa durch den Mund? Zugegeben, ich begebe mich kritisch in meinen ersten Yogalates-Kurs. Denn Yoga und Pilates sind jeweils für sich zwei grossartige Systeme und verfolgen aber gleichzeitig zwei vollkommen unterschiedliche Ziele – auch wenn das auf den ersten Blick vielleicht nicht so aussieht.

Das Wort Yoga erweckt bei den meisten westlichen Menschen Vorstellungen, die wenig mit dem zu tun haben, was Yoga ursprünglich ist. Der Definition nach ist Yoga ist jener innere Zustand, indem die seelisch-geistigen Vorgänge zur Ruhe kommen. Alle Yogaübungen dienen eigentlich nur zur Vorbereitung des Körpers, um diesen Zustand zu erreichen. Das ist nicht jedermanns Sache und es ist ein wunderbarer Nebeneffekt, dass die Übungen auch ohne diesen spirituellen Background hervorragend funktionieren und den Körper gesund erhalten.

Pilates dagegen ist in erster Linie ein klassisches Rumpftraining und wurde vor ca. 100 Jahren von Joseph Hubertus Pilates entwickelt. Dabei ließ er sich unter anderem von östlichen Methoden, wie eben von Yoga inspirieren. Die effektiven Übungen werden im Einklang mit der Atmung langsam und bewusst durchgeführt.

In dem von Sonnenlicht durchfluteten Kursraum angekommen, werde ich von unserer Trainerin Birgit mit strahlendem Lächeln begrüßt. Also, wenn ich nach Yogalates so aussehe wie sie, mache ich es ab jetzt öfter: Schwanenhals, raubkatzenhafte Bewegungen, Endlos-Beine und ein makelloser Teint. Danach fallen mir als erstes ihre lustigen Zehensocken auf. Scheint ein Erkennungsmerkmal unter den Insidern zu sein. Auch die Teilnehmer die ihre Matten bereits in den ersten beiden Reihen ausgerollt haben, schmücken damit ihre Füße.

Birgit sammelt uns für erste Atem- und Spürübungen. Akustisch begleitet von entspannenden Walgesängen stehen wir am Anfang der Matte. Einatmen durch die Nase und nach rechts strecken, ausatmen zur Mitte, Seitenwechsel. Kreisen mit Händen, Schultern, Hüfte und Füße, um uns aufzuwärmen. Von hier geht es mit Sonnengrüssen weiter. Die Atmung richtet sich nach der Bewegung und wird von Birgit angeleitet. „Atmet ahhhhein“ (einatmen) und „Atmet ahhhaus“ (ausatmen). Auffällig ist, wie poetisch die einzelnen Übungen beschrieben werden. Im herabschauendem Hund, sollen wir „die Schulterblätter wie Butter in der Sonne schmelzen lassen“ und in der Cobra „ein Lächeln zwischen unseren Schlüsselbeinen“ visualisieren. Probieren kann ich es ja mal.

Navasana

Die Position Navasana "Das Boot": Stärkt die Mitte

Schnell geht es in Rückenlage auf die Matte für die klassische Pilates-Übung „The Hundreds“, um das Powerhouse zu aktivieren. Es gibt niemandem im Raum, dessen Körpertemperatur danach nicht angestiegen ist. Jetzt geht es an den Kern des Pilates-Training: die Körpermitte. Es folgen aktivierende Pilates-Übungen wie z.B. Single Leg Circles, Single Leg Stretch, Criss-Cross, Swan und Swimming, die wiederum von regenerierenden Yoga-Übungen wie der Vorwärtsbeuge oder dem Drehsitz abgelöst werden. Birgit war wohl mal Tänzerin in New York und das merkt man. Sie sagt zwischendurch gerne Sätze wie „Go with the flow“ oder „Deeep Inhale“. Es scheint aber niemanden zu stören. Als die Teilnehmerin neben mir beim „Glücksstern“ in sich zusammenzubrechen droht, wird sie mit „Hold it. Hold it. And keep smiling“ motiviert.

Gegen Ende der Stunde gibt es nach all der Anspannung, noch eine geführte Entspannung. Wir sollen uns vorstellen, wie wir im warmen, weichen Sand liegen, unser gesamter Körper immer tiefer in den Boden sinkt und alle Gedanken dabei in den Boden fließen. Schön.

Mein Fazit: Die Stunde ist logisch aufgebaut und die Übungen fließen ineinander über. Ich habe das angenehme Gefühl meinen Körper einmal durch bewegt zu haben und fühle mich auf- und ausgerichtet. Das einzige, was mich wirklich stört, ist der Name des Konzeptes: Yogalates. Da ist mir vom Namen her einfach zu viel Yoga drin. Das einzige, was ich in der Stunde gesehen habe, sind yogisch anmutende Gymnastikübungen – aber definitiv kein Yoga. Sorry. Trotzdem: erlaubt ist, was gut tut. Und wer Lust hat auf ein herausforderndes Rumpftraining mit entspannenden Stretchübungen der ist hier richtig. Zehensocken nicht vergessen.