Tina probiert's aus: Hot Yoga


No pain - No gain ...

Als Teammitglied von fin.de besteht ja quasi eine berufliche Verpflichtung Sport zu treiben. Das ist kein Problem für mich. Ich liebe sportliche Betätigungen jeder Art und bin außerdem ein großer Yogafan. Meine Lieblingsyogaform heißt Ashtanga-Yoga und man bekommt sehr schnell einen kräftigeren, geschmeidigeren Körper. Für die einen ist das das Ziel, für die anderen nur ein schöner Nebeneffekt. Egal welche Absicht man verfolgt – unbestritten ist die Tatsache: „Yoga ist gut, wenn man es tut.“ 

Das kann ja bei dem neuen Megatrend Hot Yoga nicht sehr viel anders sein, oder? Hot Yoga-Studios sprießen derzeit wie Pilze aus dem Boden und beruhen auf dem Konzept des Bikram-Yoga. In einem 36-40 Grad heißen Raum werden in einer festgelegten Reihenfolge 26 Yogaübungen nacheinander praktiziert. Die Raumtemperatur entspricht in etwa der menschlichen Körpertemperatur. Das hat den Vorteil, dass der Körper gleich zu Beginn der Praxis aufgewärmt und somit dehnbarer ist und die Verletzungsgefahr sinkt. 

Ich bin ein klein wenig skeptisch, wie mein ansonsten ziemlich robustes Herz-Kreislauf-System mit der Hitze klarkommt, aber da ich gut trainiert bin, begebe ich mich neugierig in das erste Hot Yoga Studio in Köln. 

Auf der Webseite wird Neueinsteigern empfohlen, sich ca. 30 Minuten vor Kursbeginn einzufinden. So bleibt genügend Zeit für Erklärungen und Erläuterungen. Ich trete also pünktlich mit meiner Yogamatte, zwei Handtüchern, leichter Kleidung und viel Wasser in dem wirklich schönen Yogastudio an. Leider bekomme ich aber keine Einweisung außer dem Hinweis, wo sich die Umkleiden befinden. Da ich mich schon darüber informiert habe, was mich erwartet, verzichte ich nachzufragen. Trotzdem bleibt das Gefühl sich selbst überlassen zu sein. 

Nachdem ich mich umgezogen habe, betrete ich den aufgeheizten Raum, in den kontinuierlich weiter heiße Luft gepumpt wird und fange direkt an zu schwitzen. Aber gut, deshalb bin ich ja auch hier: Entgiftung und Entschlackung sollen nämlich zwei positive Nebeneffekte des Hot Yoga sein.

Die Yogalehrerin tritt ein und stellt sich mit einem Headset bewaffnet auf ein kleines Podest und begrüßt uns mit einem angedeuteten Lächeln. In der darauf folgenden Ansprache macht sie uns mit getarnt freundlicher Ansprache darauf aufmerksam, dass ab jetzt nicht mehr gesprochen werden darf, trinken nur in den dafür vorgesehenen Trinkpausen gestattet, pausieren zwischen den Übungen nicht erlaubt ist und ab jetzt für die folgenden 90 Minuten niemand mehr den Raum verlassen darf.

Die drahtige Japanerin vermittelt mehr den Eindruck eines Drill Sergeant. Wie ich später erfahren werde, gehört das jedoch alles zum Konzept.  Wir starten mit den Asanas – so nennt man im Yoga die einzelnen Übungen – und ich bin nach wenigen Minuten bereits schweißgebadet. Viele der Asanas schulen den Gleichgewichtssinn oder dehnen gezielt einzelne Körperbereiche. Die Übungen sind mir vertraut. Was mir allerdings nicht vertraut ist und gegen alle mir bekannten Yogaprinzipien verstößt, sind die strengen Kommandos: „Tiefer, geht tiefer - es muss weh tun, damit es etwas bringt“ oder: „Schau nach vorne und konfrontiere Dich mit deinem Spiegelbild!“.

Spätestens bei den Vorwärtsbeugen meldet sich mein Kreislauf in Form von vielen kleinen Sternchen vor meinem inneren Auge. Ich fange gerade an mir Sorgen zu machen, aber dann ertönt die Ansage: „Wenn Du jetzt Sternchen vor den Augen hast, machst Du alles richtig.“ So richtig glauben kann ich es zwar nicht, aber mittlerweile hat mich doch mein sportlicher Ehrgeiz gepackt und ich mache weiter.

Zwischen den einzelnen rückbeugenden Übungen darf man sich für einige Atemzüge in einer Mini-Entspannung auf dem Bauch ausruhen und soll dabei die Arme lang neben den Körper legen. Diese Armhaltung fällt mir aufgrund einer vorangegangenen Schulterzerrung etwas schwer und so lege ich die Arme in einer Schonhaltung vor meinen Körper. Das fällt dem Drill Sergeant sofort auf und ich werde aufgefordert, die Arme nach hinten zu nehmen. Als ich sie auf meine entzündete Schulter aufmerksam machen möchte, werde ich brüsk unterbrochen: „Hier spricht niemand, außer mir!“. Aha, nicht, dass ich Mitleid erwartet hätte ...  

Nach der Atemübung am Ende der Stunde, habe ich es dann geschafft. 90 Minuten Hot Yoga sind überstanden. Und wäre da nicht mein Kreislauf der einfach nicht wieder in Schwung kommen will, könnte man das Gefühl komplett ausgepowert und ausgeschwitzt zu sein, sogar genießen. Vielleicht ist es dieses Gefühl, wie nach einem intensiven Saunagang, der mehr und mehr Anhänger in die Hot Yoga-Studios treibt.

Durch Gespräche mit anderen Teilnehmern habe ich erfahren, dass die maschinengewehrgleich runtergerasselten Kommandos zum Hot Yoga dazugehören, um die Teilnehmer bis an die Grenzen der Belastbarkeit anzutreiben. Das widerspricht jedoch allen mir bekannten Yogaprinzipien und denen der meisten anderen Trainingskonzepte. Wer aber einen Hang zur sportlichen Selbstkasteiung und einen stabilen Kreislauf hat – und vor allem die eigenen Belastungsgrenzen kennt – für den könnte Hot Yoga das Richtige sein.

Hast du auch schon einmal den neuen Yoga-Trend ausprobiert? Schreib einen Kommentar und teile deine Erfahrungen mit uns!

Tina