Bewegung macht glücklich!


Die Reaktionen des Gehirns beim Sport

Sport und Fitnesstraining machen eine gute Figur. Über die physischen Adaptionen von körperlicher Bewegung wird jeden Tag viel geschrieben und erzählt. Jeder Einzelne von uns kann auf gespeichertes Halbwissen zurückgreifen und zumindest die funktionelle Basis der Anpassungen des Körpers an Fitnesstraining oder andere Bewegung erklären: „Krafttraining setzt einen Reiz, die Muskeln passen sich an und werden größer“.


Reaktion des Gehirns auf Bewegung - Quelle: (c) Dr. C. Hillman
© Dr. C. Hillman

Das passiert im Gehirn – Hormone sorgen für ein „gutes Gefühl“

Doch wie sieht es mit der psychischen Anpassung an Bewegung aus? Dieses Thema wird weit weniger behandelt, ist aber mindestens ebenso wichtig und spannend. Das Bild beschreibt den wichtigsten Vorgang im Gehirn sehr anschaulich: Es tut sich was im Kopf.

Der erste Mechanismus im Gehirn stammt wohl noch aus den Zeiten, da wir Tiere jagten – oder von ihnen gejagt wurden. Wenn wir mit einer Trainingseinheit anfangen und sich unser Herzschlag erhöht, bedeutet das für unser Gehirn zunächst einmal Stress. Um den Körper und das Gehirn vor diesem Stress zu schützen, schüttet unser Körper ein Protein aus, das unter dem Kürzel BDNF (engl. für „Brain-Derived Neurotrophic Factor“) bekannt ist.

Dieses Protein übernimmt sowohl eine schützende, als auch reparative Funktion für unsere Neuronen und funktioniert gleichzeitig wie eine Art „Neustart-Knopf“ – einer der Gründe, warum wir uns nach einem Workout so entspannt und erleichtert fühlen. Die Gedanken sind nach einer Trainingseinheit klarer.

Das zeigt auch das Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie von Dr. C. Hillman von der Universität Illinois. In dieser Studie wurden von neun- und zehnjährigen Kindern vergleichbare Tests absolviert – jeweils vor und nach einer 20-minütigen Bewegungseinheit auf einem Laufband bei etwa 60 Prozent der maximalen Herzfrequenz. Die Ergebnisse, die Dr. Hillman und sein Team beschreiben, sind „erhellend“: Die Kinder reagierten in dem Test nach der Bewegung schneller und fanden zu einfacheren Lösungsansätzen. Das Gehirn war schlicht „aktiver“.

Gleichzeitig mit dem BDNF wird ein weiteres Hormon von unserem Gehirn ausgestoßen: das Endorphin. Endorphine sorgen, ähnlich wie der Wachstumsfaktor BDNF, für eine Reduktion des Stresslevels. Aufgrund dieses Hormons wird unsere Schmerzschwelle größer und ein eventuelles ungutes Gefühl während einer Trainingseinheit minimiert. Es kann sogar – im Gegenteil – zu einem Glücksgefühl kommen. Wir fühlen uns stärker und besser gerüstet gegen die vielen kleinen Probleme und Hürden des Alltags.

Es kommt nur auf das TUN an

Mehrere Studien zeigen, dass kurze, intensive Trainingseinheiten von nur 10 bis 20 Minuten nachweisbare (positive) Effekte auf den Körper und den Geist haben. Dabei müssen wir keine Spitzensportler sein, um von den physischen und psychischen Anpassungen unseres Körpers zu profitieren.

Die Zwickmühle ist: Nur wenn ich Lust auf Sport habe und mir die Bewegung auch Spaß macht, kann ich ein selbst gewähltes Muster festigen und erfolgreich in meinen Alltag – beispielsweise durch meinen Trainingsplan oder feste Sporttage – integrieren. Dinge, die mir keinen Spaß machen, tue ich, wenn ich sie überhaupt tue, nur ungern und nicht mit vollem Einsatz.

Gleichzeitig sorgt aber eben die Bewegung für ein gutes, glückliches Gefühl, macht uns produktiver und leistungsfähiger. Das alles sind, neben allen physischen Anpassungen, tolle Effekte und rechtfertigen es, einfach mit dem Training los zu legen. Wie wir aus dem Bild oben und Dr. Hillmans Studie erkennen können, brauchen wir für diese Anpassungen auch keinen Marathon zu laufen oder jeden Tag 700 Liegestütz zu machen. Etwas Bewegung und Sport ist aber in jedem Fall besser, als keine Bewegung.


(Quelle: Dr. Chuck Hillman, „The effect of acute treadmill walking on cognitive control and academic achievement in preadolescent children“, 2008)