Interview mit einem der erfahrensten Personal Trainer Deutschlands


Hi Cliff. Schön, dass Du dir heute Zeit genommen hast. Könntest Du dich vorab kurz vorstellen?

Ich heisse Clifford Opoku-Afari, bin 35 Jahre alt, Sportwissenschaftler und ehemaliger Leistungssportler in der Leichtathletik. Ich habe 16 Jahre lang Sprint und Weitsprung gemacht und bestreite heute im Bereich Powerlifting meine Wettkämpfe. Ich habe ganz klassisch angefangen als Fitnesstrainer im Fitnessstudio zu arbeiten und habe dann während meines Studiums verschiedene Ausbildungen im Fitnessbereich gemacht, wie beispielsweise den Rehatrainer, den Präventionstrainer oder diverse Ausbildungen im Kursbereich. Danach habe ich sechs Jahre eine Einrichtung zur Gewichtsreduktion geleitet und parallel meine Selbstständigkeit als Personal Trainer ausgebaut. Heute arbeite ich überwiegend als PersonalTrainer in meinem Kölner Studio "Die Krafttrainer" und als national tätiger Referent und Coach.

Worauf sollte man bei der Erstellung eines Trainingsplans achten? Gibt es grundsätzliche Tipps, die es bei der Erstellung eines Trainingsplans zu beachten gilt?

Beim Training ist es wichtig, dass man seine Stärken und Schwächen kennt. Seine Stärken sollte man stabilisieren und seine Schwächen möglichst versuchen an die Stärken anzugleichen, damit der Körper in Balance kommt. Das ist ein wichtiges Prinzip. Ansonsten lebt Training von der Kontinuität. Das heißt, wenn ich einen Trainingsprozess beginne, ist das nur so wertvoll wie ich ihn auch aufrechterhalte. Und wenn ich gleichmäßig, regelmäßig auch auf lange Sicht mein Training mache – dann kommen auch die Erfolge.

Bitte erkläre uns kurz, warum es so wichtig ist beim Training einem Plan zu folgen und nicht jede Woche die gleiche Runde durch den Park zu laufen?

Immer die gleiche Runde zu laufen, wäre gar nicht das große Problem. Es ist für den Trainingsprozess wichtig, dass man eine Zeitlang das Gleiche oder Ähnliches macht, damit sich der Körper adaptieren kann. Aber eher früher als später kommt der Zeitpunkt das Training anzupassen, damit der Körper in ein neues „Chaos“ gerät, um sich wieder neu anpassen zu müssen. Oder anders formuliert: Das Prinzip „Variation der Trainingsreize“ ist sehr wichtig. Hier kann ein Plan helfen, um sich in regelmäßigen Abständen bewusst zu werden, welche Änderungen ich in meinem Trainingsprozess vornehme.

Was ist der Ansatz eines effektiven Trainings das funktioniert? Gibt es ein Geheimnis?

Also für mich gehört zu einem effektiven Training, das was ich gerade schon einmal gesagt habe: Sich seine Stärken und Schwächen bewusst zu machen und den Körper in eine Balance bringen. Dann ist für mich auf jeden Fall wichtig, dass man ein ausgewogenes Verhältnis von Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Koordination und Schnelligkeit an den Tag legen kann. Also nicht nur in einer Fähigkeit außergewöhnlich gut ist, sondern ein ausgeglichenes Verhältnis besteht.

Dabei ist es selbstverständlich, dass jeder veranlagungsbedingt seine eigenen starken Seiten hat. Als weiterer Punkt kommt hinzu: Um sich dauerhaft verletzungsfrei und gesund bewegen zu können, ist es wichtig, dass man in bestimmten Gelenken ausreichend Stabilität und in anderen Gelenken ausreichend Beweglichkeit hat. Das sollte ein Trainingsprogramm berücksichtigen.

Du selbst arbeitest viel mit dem Fitnesstrend „Functional Training“. Was verbirgt sich dahinter und was sind die Vorteile?

Beim Functional Training geht es in erster Linie darum einen Alltagstransfer herzustellen. Das heißt, dass wir uns im Functional Training Übungen überlegen, die übertragbar sind auf den Alltag. Menschen sollen lernen sich dreidimensional im Raum zu bewegen und dabei zu stabilisieren. Hier spielt Core-Training, das Training der Rumpfmuskulatur, eine große Rolle.

Eine weitere Besonderheit ist: Wir arbeiten im Functional Training immer in geschlossenen kinetischen Ketten. Außerdem trainieren wir Muskeln nicht isoliert, wie z.B. bei einem Bizepscurl an der Maschine, sondern rufen immer ganzheitliche Bewegungsmuster ab, bei denen verschiedenste Muskeln in ihrer Komplexität gefordert werden.

Das heißt, es ist gar nicht so sinnvoll, im Fitnessstudio an den Geräten einen bestimmten Muskel zu trainieren?

Es kommt auf das Ziel an. Es kann sinnvoll sein, wenn ich einen Muskel gezielt aufbauen möchte. Allerdings ist dann in den meisten Fällen kein Alltagstransfer zulässig, weil ich mich so an einer Maschine sitzend nie im Alltag bewege.

Auf dem Weg zum Ziel gibt es auch immer Stolpersteine. Welches sind die größten Hürden, die dir bei deinen Kunden immer wieder auffallen?

Ich habe gerade einen Fall mit einer Klientin. Ihr geht es einfach nicht schnell genug. Allerdings hat sie über Jahre kaum Sport gemacht, immer mehr zugenommen und erwartet nun innerhalb kürzester Zeit grandiose Erfolge. Gerade in unserer schnelllebigen Zeit ist es wichtig sich Zeit zu nehmen. Es ist häufig ein Stolperstein, dass die Menschen zu viele und zu hohe Erwartungen haben.

Zum zweiten zeigt die Erfahrung, dass Menschen die lange keinen Sport gemacht haben oder Kinder und Jugendliche die es nicht gewohnt waren sich sportlich zu betätigen, es schwer fällt Kontinuität ins Training reinzubringen, weil bislang die Unabdingbarkeit von Bewegung im Alltag gefehlt hat. Das nun mit 40 Jahren noch einmal nachzuholen und ins Leben zu implementieren fällt vielen sehr schwer.

Wie motivierst du dich? Wie schaffst du es, jeden Tag aufs neue deine persönlichen Bestleistungen abzurufen?

Jeden Tag persönliche Bestleistung muss ja gar nicht sein. Aber zumindest ist es wichtig jeden Tag ein Stück weit am Ball zu bleiben. Das mache ich, indem ich mir Ziele vornehme. Auch gemeinsam mit meinem Trainingspartner. Außerdem bin ich immer noch im Wettkampfsport tätig und das motiviert mich meine Grenzen weiter auszubauen.

Unseren herzlichsten Dank für dieses lehrreiche Interview.

Wer mehr über Cliff, seine Bücher oder sein Personal Training wissen möchte, findet alle weiteren Informationen auf seiner Webseite.