Jeder kennt ihn und wir alle haben ihn schon das ein oder andere mal gehabt, den Muskelkater. Wenn sich ein Körper stark beansprucht, kommt es oft schon nach einigen Stunden oder aber erst am nächsten Tag zu stechenden Schmerzen in der Muskulatur, die auch einige Tage anhalten können. Doch wie entsteht der Muskelkater eigentlich? Und was können wir tun, damit wir nach der nächsten Tennisstunde kein Zwicken mehr in den Beinen bekommen?
Ein Saunagang tut nicht nur gut, sondern hilft auch gegen Muskelkater
Für viele Hobbysportler und auch einige Sportwissenschaftler war lange Zeit klar, dass die Übersäuerung eines Muskels durch Laktat die Ursache für Muskelkater sei. Fragt man heute nach einer Runde Hallenfußball bei einem Feierabendbier seine Kollegen, woher das Zwicken in den Waden kommt, erhält man vermutlich verschiedene Antworten über Entstehung und vorbeugende Maßnahmen. Das liegt daran, dass sich bis heute die Sportmediziner und Wissenschaftler nicht hundertprozentig einig sind, was zu dem unangenehmen Schmerz führt.
Heute gilt die Laktat-Hypothese weitgehend als widerlegt und falsch. Dies hat verschiedene Gründe. Zum einen müsste nach dieser Theorie ein Muskelkater eigentlich dann entstehen, wenn auch besonders hohe Laktatwerte gemessen werden können. Vor allem Kurzstreckenläufer, die bis zu 400 Meter rennen, weisen enorm hohe Laktatwerte auf. In der Praxis sind es jedoch überwiegend Mittelstrecken- und Langstreckenläufer, die über schmerzende Muskeln klagen. Dabei sind besonders Trainingseinsteiger betroffen. Zum anderen hat das Laktat eine Halbwertszeit von bis zu 20 Minuten. Der eigentliche Schmerz tritt jedoch erst mit Stunden oder sogar einem Tag Verzögerung ein.
Skandinavische Forscher führten im Jahr 1956 bereits ein Experiment durch, in dem sie ihre Probanden bis zur vollständigen Ermüdung mit einem Bein auf einen Stuhl hinauf, und mit dem anderen Bein den Stuhl wieder hinabsteigen ließen. Dabei bemerkten sie, dass die Ermüdung zwar zunächst in dem Bein einsetzte, mit dem die Probanden den Schritt auf den Stuhl machten, der Muskelkater war am nächsten Tag jedoch im Abstiegsbein deutlich stärker ausgeprägt. Auch dieses Experiment widerlegt die Laktattheorie, da beim Bergabsteigen fast kein Laktat entsteht.
Das Experiment unterstützt hingegen die These, die heute weitläufig Zuspruch von Sportphysiologen und Medizinern erfährt. Nach dieser Theorie kommen die Schmerzen am nächsten Tag durch winzige Einrisse im Muskelgewebe, sogenannten Mikrotraumen. In diesen feinen Rissen, die besonders in den Z-Scheiben der Muskelfasern entstehen, kommt es dann vermehrt zu Wassereinlagerungen, sogenannten Ödemen, die zum Anschwellen des Muskels und somit zum Dehnungsschmerz führen. Die skandinavische Studie stützt diese Theorie, da die Einrisse vermehrt beim plötzlichen Bremsen von Bewegungen, also zum Beispiel beim Bergabgehen oder Abfedern eines Sprungs entstehen.
Um einem Muskelkater vorzubeugen, solltest du dich vor einer sportlichen Aktivität oder ungewohnten körperlichen Anstrengungen gut aufwärmen. Konzentriere dich beim Aufwärmen besonders auf die Muskelpartien, die bei der jeweiligen Sportart schnell in Mitleidenschaft gezogen werden können. Wenn du eine Sportart oder Bewegung zum ersten Mal ausführst, ist es sinnvoll, große Kräfte und starke Bewegungsausschläge zu vermeiden. Wenn du also zum ersten Mal einen Sqaush-Court betrittst, solltest du es zunächst etwas langsamer angehen lassen, damit sich deine Muskulatur an die neuen Anforderungen, das plötzliche Abstoppen beim Rennen und schnellen kurzen Antritten gewöhnen kann.
Wenn du dich doch einmal nicht zurückhalten konntest und dein voller Krafteinsatz dir zwickende Muskeln bereitet hat, kannst du durch kleine Maßnahmen die Dauer des Muskelkaters verkürzen. Die Behandlung der betreffenden Muskelpartien mit Wärme hat sich bislang durchaus als effektiv erwiesen. Eine Wärmflasche, ein heißes Bad oder eine wärmende Salbe tut den müden Muskeln gut. Auch ein Saunabesuch hat schon manche Wunder bewirkt, und ist generell empfehlenswert, da die Durchblutung der Muskulatur gesteigert wird und somit zu einer schnelleren Genesung beiträgt. Von Massagen solltest du bei einer frischen Verletzung lieber absehen. Sie tragen nicht zu einem schnelleren Heilungsprozess bei, sondern verzögern diesen unter Umständen sogar.
Grundsätzlich gilt: Lieber etwas langsamer anfangen und sich allmählich in der Leistung und Intensität steigern. Das macht nicht nur mehr Spaß, da du schneller zu Erfolgen kommen kannst, sondern schont auch noch deinen Körper und die Muskulatur.