Genetische Veränderungen durch Tabakrauch


Innerhalb von Minuten verändert sich das Erbgut

Dass Rauchen nicht unbedingt gesundheitsfördernd ist, darüber lässt sich kaum streiten. Wie schnell sich jedoch durch das Inhalieren des Tabakrauchs Substanzen im Körper bilden, die zu Veränderungen der Erbsubstanz führen können, überrascht: US-Amerikanische Wissenschaftler belegten in einer wohl einmaligen Studie, dass die im Zigarettenrauch enthaltenen Giftstoffe innerhalb von Minuten zu genetischen Schäden führen können.


Innerhalb von Minuten kann das Erbgut durch Tabakrauch geschädigt werden


In der Fachzeitschrift „Chemical Research in Toxicology“ wurden die Ergebnisse der Studie nun veröffentlicht. Demnach markierten die Forscher polyzyklische aromatische Wasserstoffe, sogenannte „PAKs“, und fügten sie den Zigaretten zu.

Diese PAKs sind ohnehin bereits in hohen Mengen im Tabak der Zigaretten enthalten und sind, neben anderen Giftstoffen, hauptverantwortlich für die weltweiten Todesfälle durch Lungenkrebs. Durch die hinzugefügten markierten polyzyklischen aromatischen Wasserstoffe konnten die Forscher mitverfolgen, welchen Weg die Schadstoffe im Körper der Testpersonen nahmen.

Die Erkenntnisse der Studie: Innerhalb von Minuten nachdem die freiwilligen Testpersonen aufgehört hatten zu rauchen, bildeten sich chemische Verbindungen im Körper, die zur Zerstörung von Erbsubstanzen und zu Mutationen der DNA führen können. Die Belastung war dabei 15 bis 30 Minuten nach dem Rauchen der Zigarette am höchsten, was, so die Forscher, mit einer direkten Injektion in den Blutkreislauf gleichzusetzen sei.

Auch auf natürlichem Weg treten Mutationen und Schäden in der Erbsubstanz auf. Um diese Schäden regulieren zu können, besitzt der menschliche Organismus gut funktionierende Reparatursysteme. Dank dieser Systeme können DNA-Abschnitte, die eine Schädigung oder Mutation erfahren haben, ersetzt werden. Zur Entstehung von Krebs kommt es, wenn auch diese Reparatursysteme versagen. Das wiederum hat zur Folge, dass ein Raucher möglicherweise erst nach Jahren erkrankt, und nicht direkt nach dem Konsum einer Zigarette.

Was die Studie dem Hauptautor Stephen Hecht nach so „einzigartig“ macht, ist die direkte Art der Untersuchungsmethode: „So haben durch den Einsatz der markierten PAKs die Schäden durch Umwelteinflüsse wie Luftverschmutzung oder auch das Ernährungsverhalten der Probanden keinen Einfluss auf die Ergebnisse der Studie“, sagt er.

Vor allem Nichtrauchern sollten die neuen Erkenntnisse die Entscheidung noch weiter erleichtern, gar nicht erst mit dem Rauchen anzufangen.


(Quellen: „Chemical Research in Toxicology“; „Financial Times Deutschland“, Bericht von Michelle Röttger am 16.01.2011)