Migräne bei Kindern


Wie man Migräne bei kleinen Patienten erkennen und behandeln kann

Der pulsierend-pochende, meist einseitige Kopfschmerz ist in Deutschland ein häufiges Krankheitsbild. Neben den Spannungskopfschmerzen ist Migräne die häufigste Kopfschmerzform. Im Durchschnitt leidet jeder zehnte Deutsche unter Migräne, und auch Kinder können unter den plötzlich auftretenden Schmerzen leiden. Woran aber kann man Migräne bei Kindern erkennen - und wie kann man sie behandeln?


Zwischen 4 und 10 Prozent aller Kinder leiden an Migräne.


Studien belegen, dass Frauen im Erwachsenenalter häufiger an Migräne leiden als Männer. Bis zum Einsetzen der Pubertät jedoch ist die Häufigkeit der Anfälle relativ ausgeglichen. Etwa 4 Prozent aller Kinder und bis zu 10 Prozent der Jugendlichen leiden an den Symptomen der Migräne. Eine aktuelle Studie belegt, dass bis zum zwölften Lebensjahr rund 90 Prozent aller Kinder Erfahrungen mit Kopfschmerzen haben. Diese große Zahl an kleinen Patienten hat sich innerhalb der letzten 30 Jahre stetig vergrößert.

Symptome und Diagnose

Leidet ein Kind an einem Migräne-Anfall, ist es oft teilnahmslos, müde und blass. Auch plötzliche Antriebslosigkeit kann ein Indiz sein. Anders als Erwachsene, klagen Kinder mit Migräne häufig über beidseitige Kopfschmerzen. Als Begleiterscheinungen treten sehr häufig Übelkeit und Erbrechen auf, teilweise auch ganz ohne Kopfschmerzen. Zusätzlich kommen Schwindelgefühl und Kreislaufprobleme hinzu. Kinder, die an diesen Begleiterscheinungen leiden, entwickeln im Erwachsenenalter häufig eine ausgeprägtere Migräne.

Die Diagnose ist bei Kindern jedoch relativ schwierig. Um die Beschwerden der Kinder zu erkennen und richtig einzuordnen, ist eine gute Beobachtungsgabe der Eltern gefragt. Kleine Kinder können ihr Unwohlsein oft nicht richtig einordnen und projizieren die Schmerzen oft auf den Bauch. Klagen sie explizit über Kopfschmerzen, fällt es ihnen oftmals schwer sie exakt zu beschreiben.

Wichtige Hinweise auf eine mögliche Migräne-Attacke liefern häufig Veränderungen im Verhalten des Kindes. Einige Kinder hören unvermittelt auf zu spielen und möchten sich gerne hinlegen oder schlafen. Andere Kinder sind während eines Anfalls leicht reizbar oder werden sehr unruhig. Kinder im schulpflichtigen Alter wirken oft nervös und können sich auf ihre Aufgaben nicht mehr gut konzentrieren.

Was tun?

Zum Glück reagieren Kinder stärker auf einen nicht-medikamentösen Behandlungsansatz. Oft reicht es schon aus, wenn sich ein Kind hinlegen und ausruhen kann. Am Besten werden sämtliche Störquellen wie Musik, Fernsehen oder unnötiges Licht vermieden. Ein dunkler, kühler Raum und ein kleines Schläfchen sind meist schon ausreichend, um nach ein paar Stunden wieder beschwerdefrei spielen zu können. Möchte ein Kind schlafen, sollte ihm dieser Wunsch gewährt werden. Alltägliche Dinge wie bloßes Umherlaufen kann zu einer Verstärkung der Beschwerden führen. Zusätzlich kann ein feuchtes, kühles Tuch auf die Stirn gelegt werden. Auch eine kleine Massage der Schläfen mit Pfefferminzöl tut einem kleinen Migräne-Patienten oft sehr gut. Wichtig dabei ist jedoch, die Region um die Augen großzügig auszusparen, damit es durch die ätherischen Öle nicht zu Reizungen kommt. Wichtig für Eltern: Sie sollten dem Kind in einer solchen Situation stets Ruhe und Geborgenheit vermitteln.

Wenn Schlafen nicht mehr hilft - die richtigen Medikamente

Sollten die Symptome eines Migräne-Anfalls durch Ruhe und Schlaf oder andere Verhaltensmaßnahmen nicht gelindert werden können, ist es möglich die Beschwerden durch den Einsatz von Medikamenten zu stoppen. Dabei ist das erste Mittel der Wahl meist Ibuprofen. Es wird mit 10mg pro Kilogramm Körpergewicht dosiert. Auch Paracetamol kann die Schmerzen lindern. Die Dosierung hier: 15mg pro Kilogramm Körpergewicht. Zur Linderung von starken Begleiterscheinungen wie Übelkeit und Erbrechen kann ebenfalls Medizin verabreicht werden, beispielsweise Dimenhydrinat. Bei Kindern unter dem 14. Lebensjahre sollte der Einsatz von Acetylsalicylsäure (ASS) unbedingt vermieden werden. Dieses Mittel kann im ungünstigen Fall eine schwere Gehirn- und Lebererkrankung, das Reye Syndrom, auslösen. Grundsätzlich gilt: bevor ein Kind medikamentös behandelt wird, sollte dies mit dem Kinderarzt abgesprochen werden. Er hilft bei der richtigen Diagnose und kann die korrekte Medikation empfehlen.

Prävention

Damit Kinder gar nicht erst von Kopfschmerzen und Migräne geplagt werden, sollte ihnen ein ausgeglichener Lebensstil ermöglicht werden. Regelmäßige Essens- und Schlafenszeiten sind für Kinder besonders wichtig. Außerdem sollten Schulkinder bei der Erledigung von Hausarbeiten regelmäßige Lernpausen einlegen und ausreichend trinken. Gut belüftete Räume schaffen eine angenehme Lern- und Spielatmosphäre. Neben einem geregelten Tagesablauf haben sich in der Schmerztherapie auch einige verhaltenstherapeutische Methoden erfolgreich durchgesetzt. Hierzu gehören zum Beispiel die progressive Muskelentspannung nach Jacobson, das „Biofeedback“ oder auch Traumreisen. Diese sind nicht nur effektiv, sondern machen den jüngeren Patienten auch noch jede Menge Spaß.

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