Warum malen wir das „Herz“ nicht rund?


Ein Ausflug in die Welt der Symbole

Das Herz ist das wohl wichtigste Organ im menschlichen Körper. Während der Embryonalentwicklung ist es eins der ersten Organe die entstehen, und ohne ein schlagendes Herz sind weder wir Menschen noch höhere Tiere lebensfähig. Das könnte der Grund dafür sein, dass wir das „Herz“ bereits seit etwa 3500 Jahren auch als wichtiges Symbol benutzen. Doch warum malen wir ein Herz eigentlich so, wie wir es malen und nicht so, wie es anatomisch eigentlich richtig wäre?


Das Herz als Symbol der Liebe - viel schöner als das „echte“


Die Formen des menschlichen Herzens und den Herzen der Säugetiere sind sich ausgesprochen ähnlich: Die Anatomie ähnelt einem leicht schräg liegenden Kegel. Es ist rund und in seiner Größe und Erscheinung etwa mit einer geschlossenen Faust vergleichbar. Das klassische Herzsymbol hingegen hat eine ganz andere Form. Dabei weiß man, dass die Menschen schon vor der Symbolgebung die tatsächliche Form des Herzens kannten. Hippokrates zum Beispiel, der wohl berühmteste Arzt der Antike, verglich es mit einem großen Pinienzapfen.

Woher kommt die Form des Herz-Symbols?

Bereits vor einigen Tausend Jahren wurde das Herz auf Vasen, in Goldschmuck oder auf Bildern so gemalt, wie wir es heute immer noch tun. Die klassische Form hat sich seitdem nicht mehr verändert. Dabei hat der Ursprung in Wirklichkeit nur sehr begrenzt etwas mit dem organischen Herzen zu tun. Die Griechen zum Beispiel zierten Dionysos, den Gott des Weines, der Freude und Fruchtbarkeit, oft mit einem Kranz aus Herzen. Diese Herzen stellten ursprünglich jedoch Efeublätter dar. Der Efeu wiederum galt als Symbol für die Unsterblichkeit - und für die Liebe, die den Tod überdauern sollte. Aus diesem Grund wohl, wurden bei Ausgrabungen auch antike Särge gefunden, die mit dem Herz-Symbol verziert waren.

Die Griechen wussten, dass Efeu sehr alt werden kann - bis zu 400 Jahre - was für die damalige Zeit eine ganze Ewigkeit darstellte. Außerdem bemerkten sie, dass die Pflanze auch im Winter grün blieb und ihre Blätter behielt. Das war ein schönes Bild für eine Liebe, die ewig dauern sollte. Wie aber kam die Blatt-Form mit dem Herzen in unserer Brust zusammen?

Das Mittelalter ist schuld

Im Mittelalter wurden Bücher bekanntermaßen noch mit Hand geschrieben. Und auch für die Verzierungen und Bilder gab es noch keine andere Möglichkeit, als sie mit der Hand zu zeichnen. Mittelalterliche Schriftsteller bedienten sich zur Verzierung ihrer Bücher deshalb häufig alter Motive. So verwendeten sie auch die Blatt-Formen der alten Griechen und Römer. In der Minneliteratur des Mittelalters wurden die Blätter bald in Liebesszenen verwendet. Sie wurden auch häufig nicht mehr grün gezeichnet sondern rot, da die Farbe Rot schon damals für die Liebe stand. Und auch die Ritter, die in Turnieren um die Hand der Damen kämpften, verzierten ihre Gewänder und die ihrer Pferde mit dem heute typischen Herz. Es stand zu dieser Zeit nämlich auch für Mut und Tapferkeit, weshalb wir übrigens heute noch den Ausspruch „beherzt“ verwenden, wenn jemand mutig ist.

Auf Wandteppichen und Gemälden wurden bald Szenen gezeigt, in denen ein Mann der Dame sein „Herz“ überreicht, als Zeichen seiner Liebe. Dabei zeigte er gleichzeitig auf seine Brust und hielt ein Herz in seiner Hand.

Kirchenmaler übernahmen dieses Symbol und verewigten in Kirchen und auf christlichen Gemälden die Hauptfiguren Jesus und Maria mit einem Herz auf deren Brust. So verbreitete sich das Herz-Symbol schnell in der ganzen Welt. Einen weiteren wesentlichen Beitrag zur Verbreitung leisteten außerdem auch die im Mittelalter sehr beliebten Spielkarten. Im 15. Jahrhundert wurden auf ihnen die bis dahin verwendeten Krüge durch Herz-Symbole ersetzt.