Zu viele Kinder sind adipös

Lange Zeit galt der Typ-2-Diabetes mellitus als Erkrankung der älteren Generation. In den letzten Jahren tritt er aber auch mehr und mehr im Kindes- und Jugendalter auf. Schuld daran sind auch die zunehmend unter Kindern und Heranwachsenden weit verbreitete Fettleibigkeit und der Bewegungsmangel. Auch genetische Ursachen spielen eine Rolle. Eine optimale Stoffwechseleinstellung gestaltet sich aufgrund des Wachstums und der hormonellen Veränderung schwierig.

Dass viele Kinder in ihrer Freizeit häufig vor dem Fernseher oder Computer sitzen, anstatt draußen auf der Straße herumzutollen, ist ein bekanntes Phänomen unserer Zeit.

In Sachen Ernährung sind sie oft auf sich alleine gestellt, bekommen einfach von den Eltern ein paar Euros für das Mittagessen in die Hand gedrückt. Das Geld wird dann in Cola und Süßigkeiten oder Fast Food umgesetzt.

Auf lange Sicht gesehen werden solche Kinder zunächst dick und letzten Endes womöglich auch krank. Dennoch führen Übergewicht und Bewegungsmangel allein nicht zwangsläufig zur Ausprägung einer Stoffwechselkrankheit wie Diabetes mellitus. Seine Manifestation steht aber im engen Zusammenhang mit der Zunahme der Adipositas (Fettleibigkeit) unter Kindern.

Die Erkrankung ist ernst zu nehmen, denn mehr als die Hälfte der Betroffenen erleidet im Verlauf der Jahre zusätzliche Begleiterkrankungen oder Komplikationen, wie zum Beispiel frühzeitige Gefäßerkrankungen.

Bei vielen Kindern bleibt die Krankheit zunächst unerkannt

Eine in den Jahren von 2003 bis 2006 durchgeführte Studie des Robert-Koch-Instituts kommt zu erschreckenden Zahlen: In Deutschland leiden demnach 15% der Kinder und Jugendlichen zwischen 3 und 17 Jahren an Übergewicht, über 6% sind sogar adipös.

Experten vermuten, dass mindestens ein Prozent dieser übergewichtigen Kinder bereits einen Typ-2-Diabetes mellitus entwickelt haben. Nur einem Bruchteil von ihnen wurde diese Diagnose aber tatsächlich gestellt, und so befinden sich nur etwa 400 Kinder und Jugendliche mit der Stoffwechselerkrankung in ärztlicher Behandlung.

Auch die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) stimmt der vermuteten hohen Dunkelziffer zu. Da sich die Symptome nicht so ausgeprägt zeigen wie bei einem Typ-1-Diabetes, stellt die gezielte Diagnosestellung ein schwieriges Unterfangen dar.

Ein flächendeckendes Screening soll das Problem vom Tisch räumen. Mit Screening ist eine Reihenuntersuchung aller derjenigen Kinder und Jugendlichen gemeint, die einer gewissen Risikogruppe zuzuordnen sind. In die Risikogruppe fallen alle Kinder, die laut Body-Mass-Index als übergewichtig gelten und zusätzlich einen weiteren Risikofaktor aufweisen, so zum Beispiel wenn Diabetes mellitus bereits in der Familie aufgetreten ist.

Sie sollten einmal jährlich auf Diabetes mellitus hin untersucht werden. Bei der Untersuchung wird die Insulinstoffwechsellage mithilfe eines einfachen oralen Glukosetoleranztests gemessen und bewertet.

Therapie: Gewichtsreduktion und Bewegung

Ist die Diagnose einmal gestellt, besteht das oberste Ziel einer Therapie in der Reduktion des Körpergewichtes. Allein diese Maßnahme kann manchmal ausreichen, um den Insulinstoffwechsel wieder zu normalisieren.

Als weiterer wichtiger Punkt wird in der Therapie neben der Gewichtsabnahme die vermehrte körperliche Bewegung angestrebt. Auch diese wirkt sich positiv auf den Stoffwechsel aus.

Auf der medikamentösen Ebene stehen orale Antidiabetika zur Verfügung. In schwierigen Fällen kann es aber auch zur Verabreichung von Insulin kommen. Am besten wäre es natürlich, wenn man von Anfang an auf eine vernünftige Ernährung und ausreichend Bewegung bei den Kindern achtet. Auf lange Sicht gesehen bleibt ihnen und den Eltern damit einiges erspart.


Autor: mereaPraxis (Christina Grolmuss)