Pole-Dance ist einer der heißesten Trends in der Fitnessszene. Wie bei jedem Trend, praktiziert es selbstverständlich halb Hollywood. Und heute auch ich.

Das „Cologne Pole Fitness" Studio liegt inmitten der schönen Kölner Südstadt. Eine große Fensterfront, schicker Nussbaumboden und viele kleine Leuchten, die das Studio mit seiner pinken Wand in warmes Licht tauchen, empfängt mich. Den Mittelpunkt des Raumes bilden neun Stangen und ich erinnere mich an meinen lang zurückliegenden Ballettunterricht.

Unsere Trainerin heißt Irena. Sie beginnt die Stunde mit einer kleinen Einführung in Pole-Dance und erklärt, dass man im Wesentlichen zwei Fähigkeiten braucht, um schön an der Stange zu tanzen: Kraft und Flexibilität. Einerseits erfordert es sehr viel Kraft sein eigenes Körpergewicht an der Stange hochzuliften, die Eleganz der Bewegungen hängt hauptsächlich von der Gelenkigkeit ab.

Also Mädels – Los geht’s! Wir starten in die Stunde mit einigen Dehnübungen und dürfen dann für die folgenden Kraftübungen das erste Mal Hand an die Stange anlegen. Die Übungen sehen bei Irena unauffällig anstrengend aus, aber ich habe ziemlich schnell das Gefühl meine Grenze erreicht zu haben. Ich denke, schlimmer kann es nicht kommen. Es kommt schlimmer.

Ich stehe vor der Stange und soll meine Hände im „Feuerwehrgriff“ oberhalb der Schultern an der Stange positionieren und mich 10 Mal auf jeder Seite klimmzugartig nach oben ziehen. Ich schaffe es gerade mal bis auf die Zehenspitzen und notiere im Geiste: Klimmzüge trainieren. Auch bei den kommenden Übungen fühle ich mich eher weniger wie ein Hula Hoop der mühelos um die Stange kreist.

Schön ist, dass es den anderen Neuen nicht viel anders ergeht und viel gelacht wird. Das verbindet ebenso wie Irenas konsequente Ansprache mit „Mädels“. Ich muss kurz an Germany‘s Next Topmodel denken, aber irgendwie passt es trotzdem. Die Atmosphäre ist sehr offen und herzlich.

Endlich dürfen wir dann richtig tanzen und bekommen Step by Step die Choreografie von Irena vorgetanzt. Ich habe selten eine so logisch aufgebaute Stunde erlebt. Vor allem merkt man, dass es hier nicht einfach um Fitnessübungen an der Stange geht. Irena achtet genau darauf, dass wir auf den Takt tanzen. Zwischen den Liedern sollen wir nicht neben der Stange stehen, als würden wir auf den Bus warten, sondern uns mit und an der Stange bewegen. Attitude ist alles. Schließlich soll es schön aussehen: Brustbein hoch, Eleganz bis in die Fingerspitzen, tippy toes. Es macht viel Spaß und sehr schnell sehen die Bewegungen im Spiegel deutlich runder, erotischer und geschmeidiger aus. Plötzlich habe ich während einer Bewegung das Gefühl, dass alles ganz leicht geht.

Irena gibt zwischendurch immer wieder hilfreiche Erklärungen und erläutert das Konzept: „Einerseits kräftigt Pole-Dance die Muskulatur sehr effektiv und intensiv. Gleichzeitig stärken die sinnlichen Übungen in der Gruppe das Selbstbewusstsein.“

Pole Dance ist prinzipiell für jeden geeignet, trotzdem ist es eher ein „Mädelssport“. Eine gewisse körperliche Grundfitness ist meiner Ansicht nach zu Anfang hilfreich. Die ersten Erfolge sind sehr schnell sichtbar, wenn man die richtige Technik anwendet und regelmäßig trainiert. Ich habe große Lust das herauszufinden und wiederzukommen. Denn die 90 Minuten sind wie im Flug vergangen und hinterher bin ich vor allem eins: gut gelaunt. Also – bis bald an der Stange!

PS: Ich habe am Anschluss an diese Stunde recherchiert, welche Muskeln bei Klimmzügen mit breitem Griff besonders zum Tragen kommen und warum ich diese nicht, wohl aber die Klimmzüge mit engem Griff mühelos beherrsche. Das ist der breite Rückenmuskel. Mein neues Ziel ist genau diesen zu trainieren, um 10 Klimmzüge mit breitem Griff am Stück zu schaffen. Ich werde berichten, sobald es so weit ist. Kann ja so schwer nicht sein. Oder?